Grundeinkommen im Migros-Magazin.
Grundeinkommen im Migros-Magazin
Das Magazin der Migros – eine der grössten Kundenzeitschriften der Schweiz – thematisiert das Grundeinkommen.
Interview mit Götz Werner:
Wie wollen Sie die Arbeit einer Mutter bezahlen?
Ausschnitt:
Wenn Sie für volle Portemonnaies sorgen, bestätigen Sie dann nicht das Vorurteil, dass ein Grundeinkommen die faulen Menschen belohnt?
Wenn wir wollen, dass die Menschen sich an der Gemeinschaft beteiligen, müssen wir ihnen zunächst den Zutritt gewähren.
Dieser Zutritt erfolgt in der bürgerlichen Gesellschaft über die Arbeit.
Das war auch einst richtig so. Aber dank der technischen Entwicklung hat sich unsere Gesellschaft so verändert, dass dies immer weniger möglich wird.
Mit anderen Worten: In der Überflussgesellschaft wird die Arbeit zum Mangel?
Die «alte» Arbeit, die Arbeit an der Materie, nehmen Maschinen uns zunehmend ab. Früher hat man gearbeitet, um zu überleben. Heute herrscht Überfluss, was die materiellen Güter betrifft. Mangel haben wir bei der «neuen» Arbeit, der Arbeit am Menschen: in den Bereichen Bildung, Pflege, Kunst und Kultur. In diesen Bereichen ist Arbeit nur schwer mess- und bezahlbar. Wie wollen Sie die Arbeit einer Mutter bezahlen? Gerade diese Arbeit wird in der modernen Gesellschaft immer wichtiger, während die Bedeutung der messbaren Arbeit im Produktionsbereich zurückgeht.
Können Sie das präzisieren?
Sie schafft die Voraussetzungen dafür, dass die nicht messbare und damit nicht bezahlbare Arbeit sorgenfrei erledigt werden kann. Heute ist das Einkommen nicht mehr da, um Arbeit zu bezahlen, sondern um Arbeit zu ermöglichen. Das ist der entscheidende Unterschied.
…
Ist das Grundeinkommen eine gigantische Umverteilung des Wohlstands?
Es ist Ausdruck von Brüderlichkeit in unserer Gesellschaft. Jeder hat ein Anrecht auf ein Einkommen, also auf ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben.
Warum sind dann so viele Linke, insbesondere die Gewerkschaften, vehemente Gegner des Grundeinkommens?
Weil sie immer noch gemäss des alten Arbeitsbegriffs denken, der sagt: Arbeit muss bezahlt werden.
…
In der Schweiz scheint die Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen zustande zu kommen. Überrascht Sie das?
Nein, das überrascht mich überhaupt nicht. Die Schweiz mit ihrer direkten Demokratie ist auch die reifste Demokratie. Vielleicht ist sie deswegen so reich geworden. Aber in der Schweiz ist der Bürger souverän. Wenn ich in Deutschland Vorträge über das Grundeinkommen halte, dann werde ich regelmässig gefragt: Aber was sagen die Politiker dazu? Diese Frage ist mir in der Schweiz noch nie gestellt worden.
Ein weiterer Beitrag befasst sich mit dem Pro und Contra der Volksinitiative. Mit einer Umfrage zum Verhalten der Menschen bezogen auf das Grundeinkommen
Ausschnitt:
“Würde sich die Gesellschaft stärker solidarisieren, oder das Gegenteil drohen? Bleibt die Motivation, auch ungeliebte Arbeiten zu erledigen, oder legt sich die Mehrheit auf die faule Haut? Profitiert die Schweizer Wirtschaft vom Innovationsgeist der Menschen, die nicht mehr um ihre Existenz fürchten müssen, oder lähmt es sie, wenn viele nur noch machen, was ihnen gefällt?
Keine dieser Fragen lässt sich abschliessend beantworten. Es fehlen die Erfahrungswerte, weil heute kein Land dieser Erde mit einem vergleichbaren Lohnmodell operiert. Deshalb kommen Sie ins Spiel: Wie würden Sie auf ein bedingungsloses Grundeinkommen reagieren? Stimmen Sie in der Umfrage auf der rechten Seite ab und hinterlassen Sie einen Kommentar mit Ihren Gedanken zur Initiative.”